Neandertaler

Der Fund eines Oberschenkelfragments aus dem Hohlenstein-Stadel belegt, dass sich schon vor 120.000 Jahren Menschen im Lonetal aufhielten. Eine andere, besonders gut an die damaligen klimatischen Bedingungen angepasste Menschenart hatte sich zu dieser Zeit in Mitteleuropa entwickelt - die Neandertaler. Wie die Funde im Lonetal belegen, waren Waffen (Speere, Messer etc.) und Feuer bei ihnen bekannt und im Einsatz. Ihre Toten wurden mit Grabbeigaben bestattet. Auch konnten sie bereits Pech als Klebstoff aus Birken herstellen. Der Neandertaler fertigte in den Eiszeiten als erste Menschenart Kleidung an. Aus Untersuchungen der Isotopenverhältnisse von Knochenproteinen lässt sich schließen, dass sich die Neandertaler fast ausschließlich von Fleisch ernährt haben. Sensationell ist der Fakt, dass das Oberschenkelfragments aus dem Hohlenstein-Stadel bereits Merkmale eines modernen Menschen aufweist und daher auf eine viel frühere Einwanderungswelle aus Afrika hinweist als bislang angenommen.

Neandertaler in der Bocksteinhöhle

Die Funde aus der Bocksteinhöhle und der Bocksteinschmiede im Lonetal zählen zu den wichtigsten Zeugnissen der Neandertaler in Süddeutschland. Dort wurden 2900 Artefakte aus der Zeit der Neandertaler entdeckt. Neben Faustkeilen und Fäusteln waren darunter auch zahlreiche Keilmesser. Auch in der Haldensteinhöhle bei Urspring wurden fein gearbeitete Speerspitzen von Neandertalern entdeckt. Der Neandertaler war damit wohl keineswegs der primitive keulenschwingende Zeitgenosse, für den er landläufig gehalten wurde. Vielmehr dürfte er bereits über ausgefeilte Jagdtechniken und ein komplexes Sozialverhalten verfügt haben.

Lebensweise der Neandertaler

Auf dem Speisezettel des Neandertalers standen die meisten Tiere der Eiszeit, darunter Wildpferd und Rentier, aber auch Großsäuger wie Mammuts und Wollnashörner. Neuere Funde deuten darauf hin, dass er sich sogar auf die Jagd nach den gefährlichen Höhlenlöwen begab. Als das Klima vor 100.000 Jahren noch wärmer war als in den darauffolgenden Eiszeiten, jagten die Neandertaler auch nach den riesigen Steppenelefanten, die mit einer Schulterhöhe von 4,5 Metern deutlich größer waren, als die Mammuts. Gejagt wurde wahrscheinlich vorwiegend in der Gruppe. Vermutlich aus der Deckung heraus wurden Tierherden eingekreist und mit Jagdspeeren erlegt. Nachbauten der prähistorischen Speere deuten auf phänomenale Wurfeigenschaften dieser Waffen hin - Würfe über 60 Meter waren für die Werfer problemlos erreichbar. Mit den rasiermesserscharfen Keilspitzen wurde die Opfer anschließend aufgeschnitten und zerlegt. Herz, Lunge und die vitaminreiche Leber wurden wahrscheinlich noch beutewarm vor Ort verspeist. Als Leckerbissen galt wohl auch der halb verdaute Grasbrei im Magen pflanzenfressender Großsäuger wie dem Mammut oder dem Wollnashorn.

Verwandschaft zum Homo sapiens

Die Neandertaler starben vor ca. 30.000 Jahren, etwa zu der Zeit, als sich Homo sapiens zunehmend in Europa ausbreitete, aus. Ob der moderne Mensch für das Aussterben der Neandertaler verantwortlich ist, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Sicher ist, dass die beiden Menschenarten über Jahrtausende hinweg koexistierten. Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass es zu Durchmischungen der beiden Lonetalbewohner kam und so findet sich in vielen heutigen Europäern noch ca. 1% des Neandertalergenoms.

GESCHICHTE

Neandertaler

Der Fund eines Oberschenkelfragments aus dem Hohlenstein-Stadel belegt, daß sich schon vor 120.000 Jahren Neandertaler im Lonetal aufhielten.

WISSENSCHAFT

"Nature" Artikel

Nature Artikel zum Fund des Oberschenkelfragments aus dem Hohlenstein-Stadel.

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Homo sapiens

Der moderne Mensch betritt vor etwa 40.000 Jahren Europa und das Lonetal und hinterläßt dort einmalige Zeugnisse seine Kultur.

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Der Archäopark Vogelherd umrahmt die Vogelherdhöhle und ist dabei er einzige Platz in unserer Region, an dem der Höhlenfundort und die Präsentation der Funde vereint sind.

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Der Neandertalerweg führt Sie zu den herausragenden archäologoischen Fundstätten und ist ideal mit einem Besuch des Archäoparks zu verbinden.

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Fundstücke aus dem Lonetal geben einen eindrucksvollen Einblick in die damals lebende Tierwelt. Mammut, Wollnashorn, Höhlenlöwe und Riesenhirsch lebten damals im Lonetal und waren ständige Wegbegleiter der frühen Menschen.